Ich bin ja völlig begeistert von diesen Heftchen aka Zines, die ich erst vor Kurzem entdeckt habe, und hoffe ich kann dich anstecken. In diesem Artikel berichte ich was sie für mich persönlich bedeuten und ich teile meine Recherche über Zines und deren Herstellung.
Zines sind eine nicht auf Profit ausgerichtete Form des Heftchens, eine Non-Profit-Veröffentlichung, die zB denen diente, die vom Literaturbetrieb ausgeschlossen waren. Geklebt, beschriftet und vervielfältigt werden so Poesie und Widerstandsbotschaften in kleinen Auflagen laut. Zines können auf viele verschiedene Weisen hergestellt werden, gefaltet, getackert, geheftet. Hier gibt es eine Übersicht: https://www.binderymke.com/what-is-a-zine
Und hier erklärt ein Kind, wie es geht.
Begeustert bin ich auch von der Tatsache, dass man Inhalte spreaden kann, die nicht so marktkonform sind wie Krimis und Einhörner. “Culturally and historically, zines have served as a powerful outlet for content considered to be too niche, risqué, or outside of the mainstream, in terms of more traditional/commercial forms of publication. A zine can be produced with the simplest of tools, and easily distributed low-to-the ground, outside capitalistic or potentially oppressive systems: amongst friends; in local gathering places or homes; at fests designed to celebrate them!” Quelle: https://www.binderymke.com/what-is-a-zine
Genau das richtige für meine Schreibworkshops, dachte ich zunächst, denn so geben Zines marginalisierten Gruppen, Kinder zB, auf einfachste Weise eine Stimme.
Dass ich aber selbst damit ein neues kleines Poesiezimmer etablieren würde, ahnte ich nicht.
Gefunden hab ich die Zines und damit zu arbeiten bei der Künstlerin Judith aka #blackunrealities. https://www.gorki.de/en/company/judith-baumgartner
Judith selbst verkauft handgemachte Zines mit ihren faszinierenden Texten auf Etsy, und durch sie erfuhr ich auch, dass es eine große (schwarze) Zines-Bewegung vor allem in den USA aber auch in Deutschland gibt. Ich entdeckte viele Zines-Künstleri*innen, die ihre Werke auf Ausstellungen und Zines-Festen präsentieren, oder ihre Werke im Internet für kleines Geld verkaufen.
Über Coaches Köln hat sie online einen ganz wunderbaren Zines-Poesie -Workshop angeboten, an dem ich teilnehmen durfte, und das war der Start. Neben feinen inspirierenden Schreibübungen zur Einstimmung und als Materialsammlung zeigte uns Judith wie aus Wörtern Zines werden, mit Collagen, Stempelbildern, Washitape und vielem mehr.
Bei Judith entstand mein erstes Zine, dass ich Sprachsand nannte. Seitdem mache ich Wörterzines und Gedichtzines. Ich arbeite mit Schriften und Schwarzweißdesigns. Vor kurzem habe ich mein erstes Zine „Wort Kalim Land Balad“ bei einer Ausstellung eingereicht, und zwar beim Zinesfest Köln.
Dort könnt ihr es bald online bewundern und lesen.
Für mich persönlich eröffneten die Zines eine herrliche Möglichkeit mit Arabisch als unbekannter Vatersprache zu arbeiten. Auf minimalen Raum lasse ich eine immer entbehrte Zweisprachigkeit entstehen. 2008 bei einem sehr strengen Kalligrafen in Kairo von der Pieke auf gelernt kann ich nun „zweisprachige Bücher“ im übersichtliches Umfang eines Zines erstellen, in dem ich Teile der Message auf Arabisch übersetze (Wörterbuch ist mein Assistent) und sie auf Arabisch kalligrafiere. Der Faden der arabischen Schrift verdichtet den Inhalt dann noch mal und er zeichnet ein kleines zweisprachiges Zimmer für mich.
(Was das bedeutet, wissen zB die, die von der ihrer Vatersprache ausgeschlossen sind, wie Mithu Sanyal, mit der ich mich neulich darüber unterhielt. Du hats die Vatersprache nicht mitbekommen, wirst aber permanent, weil als „anders“, migrantisch oder flüchtlich gelesen, darauf angesprochen. Ein Zwitterraum, in dem wir leben.)
Aber Zines sind ja auch ein wunderbares Tool, das die Arbeit mit Kindern bereichert. Simone Scharbert war ebenfalls begeistert und in unserem gemeinsamen Kitaprojekt etablierten wir Zines als erstes. In Windeseile produzierten die Kinder kleine Heftchen mit ihren Ideen und Gedanken in Bildern, die wir fotokopierten und die die Kinder verschickten und verschenkten.
Aber auch die Schulkinder waren von Zines begeistern, obwohl einige sie schon unter eine anderen Titel aus der Schule kannten. Zines in vielen Sprachen entstehen seitdem unter dem Motto: Was wir der Welt sagen wollen und dabei ist zum Beispiel ein wundervolles Friday for Future Zine entstanden: Der Erde geht es gut und ein anderes „Wie ich die Welt rette würde“.
Den Kindern gefällt der Gedanke, dass sie eine Botschaft an die Welt schnell vervielfachen und verteilen können. YEAR.
Den nächsten mehrsprachigen Kinder-Workshop biete ich auf dem Kassler Storytales Festival an. Ihr könnt Eure Kinder jetzt schon dort anmelden. https://www.facebook.com/Storytales-Geschichtenfestival-107171054951687/
Der nächste Workshop in Köln mit Zines findet am 25. und 26. 9.21 in Köln statt, für Kinder ab 8. Interessiert? Hier kannst du mir schreiben: https://www.buchstabenrascheln.com/willkommen
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