top of page

"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

AutorenbildAndrea Karimé

Von der Libanontaube. tagebuchstaben 43

tagebuchstaben 43

Meine Notate von dieser Woche. Mit Poesiebeistand von Fatima Naoot, Flügelworten von der Libanontaube, Olivenbaum und Augenqualle, Augenliedern, Kinderbuchautor*innenpower und der Arbeit an einem Zines-Adventskalender. Und natürlich dem Montagsgedicht.


Dienstag, der 1.10.24 ( Olivenbaum)

Heute gibt’s einen Abend mit und über Olivenbäume, auf den ich mich vorbereite; wir sollen Bilder und Geschichten mitbringen. Mir fällt eine Zeichnung ein, die ich mit 22 in Kalabrien gemacht habe. Ich für damals für ein Sommersprachcamp hin, Italienisch für Anfänger, direkt am Meer auf einem Campingplatz. Ich schlug mein Zelt an einem Olivenbaum auf und mir fiel der struppig-trockene Garten meiner Großeltern in der Nähe von Baddoui ein, einem Vorort von Tripoli/Libanon. Es roch nach Hitze und Grill. Ich stromerte zwischen den uralten Olivenbäumen herum und fand Granatäpfel, die Frucht mit der Krone und den geheimnisvollen kleinen Edelsteinen drin; ich wunderte mich, dass der Garten nicht direkt am Haus war usw. An all das erinnerte ich mich, fasziniert vom Olivenbaum an meinem Zelt; damals nahm ich das Blau im Grau der Stämme intensiv war. Damals war Krieg im Libanon. Heute wieder.

 

Mittwoch, 2.10.24 (Libanontaube)

Hohltaube dein Ruf/ hatte zwei Silben/ damals im Baddaoui/ aus Schimmerbrust/ in mein Ohr/ dann stimmlos/ vor Panzern /daran denke ich heute/ an das erneute/ Angstflimmern/ des Landes/ das ausbleibende/ Geblätter deiner Flügel

Ein Logo: Ich bin Kinderbuchautorin.
Nachdem HERZLOSMERZ seinen Konkurrenten Habeck als Kinderbuchautor bezeichnet hat, natürlich um ihn abzuwerten, konstatieren wir Kinderbuchautor:innen: Das ist doch Lob! Copyright @ Eselsohr, Fachzeitschrift.

 

Donnerstag, der 3.10.24 (Amselnachricht)

Ich schreibe noch mit geöffnetem Fenster. Und Mütze und Wollpullover. Herein kommen Amselnachrichten, Aprikosenlicht und eine Spur Nachbarzigarette. Letzteres ein Zeugnis menschlicher Präsenz, jemand ist mit mir in diesem durch das Fenster geöffneten erweiterten Lebensraum. Es ist Herr G., der freundliche Mitbewohner unseres Hauses. Auch er ist besorgt. Alle arabisch-stämmigen Menschen sind besorgt. Alle aus dem Iran. Alle Juden.


Freitag, der 4.10.24 (Augenqualle)

Schreibe einen tagebuchstaben unter dem Motto: Wir haben keine Angst. Meinen Augenquallen tropfe aber. Weil ich eben doch Angst habe. Aber das Bild der Augenqualle gibt mir Kraft. Ain ist Arabisch, Hebräisch und Tiginya und bedeutet Auge und Quelle. Und dann entsteht eben noch ein Gedicht.


Samstag, der 5.10.23 (Zines)

Zwischendurch Zines-Arbeit mit Jessica Lawson an Joshua  Zu einer Geschichte von Jessica schreibe ich Gedichte. Und Mails, die von Laura und ihrem Mann übersetzt werden. „Du bist Wasser,weil du, meine Kleine/ von Hapi abstammst“ schreibt Fatima Naoot.  Und genau diese Zeile wird Einzug in das Zine erhalten.

 

Sonntag, der 6.10.24 (Empathie)

Morgen ist einer der schlimmsten Trauertage für jüdische, arabische, palästinensische und israelische Menschen.

Ich hoffe auf Empathie. Überall. Ich hab Angst vor Gewalt. „Empathy ist he most radical of human emotions.” (Gloria Steinem)


Montagsgedicht 7.10. 24 (sieben)


dichte geschicht

von traurig trieben

decke mich mit wolke zu


schichte gedicht

von kummerkummer

heißt oktober sieben



Nichts mehr verpassen? Buchstabenrascheln-Newsletter abonnieren. (Kommt alle 4-6 Wochen mit einem Gedicht, einem Wortgeschenk, Veranstaltungshinweisen und Notizen aus meinem Kinderbuch-Schreibleben.)

8 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page