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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

AutorenbildAndrea Karimé

Lesungsglückpech und ein Preis. tagebuchstaben 27

Tagebuchstaben 27, mein Tagebuch, mein Wochenbuch. Diesmal mit Leseglück und Lesepech, Ungewissheiten, einer Reise nach Ostdeutschland, einer unerwarteten glücklichen Ehrung und Wörterbeistand von Chantal-Fleur Sandjon und Max Czollek.

Andrea Karimé im Wind
In ungewissen Alfabeeten. Und Wind

Tagebuch, Wochenbuch, tagebuchstaben

Dienstag, der 11.6.24 (Wahl)

Vergiss nicht. Du bist traurig, nicht besiegt. Denke ich mit Max Czollek. Nach den Wahlen. Am Sonntag war ich so glücklich. Ich ging ganz anders durch die Bäume, mit Chantal-Fleur Sandjons „City of trees“; las die Kalligrafien der Laubschatten, war auf dem wunderbaren Festival „Birlikte“ zum Gedenken an die Opfer des NSU. Birlikte heißt zusammen. Lauschte Cana Bilir-Meier, die die Texte ihrer Tante herausgibt: Semra Ertan. Lauschte Fiat Ars. Dann der Abend. Die Wahl.


Ein Mini-Gedicht

Mittwoch, der 12.6.23 (Lesung)

Leseglück in der TH. Studies, die begeistert Wörter sammeln und kleine Miniaturen schreiben. Ausgelöst durch ein Wort in anderer Sprache. Aus meiner Dilltasche. In meine Dilltasche hinein. Was an meinen Veranstaltungen inklusiv sei, fragte Professorin Andrea Platte ihre Studierenden am Ende. „Das Kreativ/Ungebundene“, die „Einfachheit und Verständlichkeit“, „man traut sich was“, „Umgang mit dem was da ist“, so ein paar der zauberhaften Stimmen.


Mini-Gedicht

Bahnhofstimmung. Ein Abfalleimer, eine leuchtende Uhr.

Donnerstag, der 13.6.23 (BAHN)

Auf Leseglück folgt Lesepech. Besser gesagt Reisepech und Schulpech. Manchmal einfach nur Totalschaden. Auch wegen der Bahn. Finanziell und nervlich. Heute war eigentlich eine Lesereise nach Grefrath geplant. Doch ich kam nur bis Rommerskirchen mit der Deutschen Bahn. Strecke gesperrt. Weiterreise? Ungewiss. Schule vom Bahnsteig mit Blick auf Wald und Gleis angerufen: "Wir möchten die Lesungen dann heute nicht mehr machen, es kann Sie ja niemand vom Bahnhof abholen. Wir würden es dann morgen noch mal versuchen" Also nach dem unsommerlichen Frierwarten von 60 Minuten zurück nach Köln. Verlust des Honorars und ein in schiefe Alfabeete gepflanzter Tag. Und später  noch ein 1 Mail: "Suchen Sie für Morgen bitte eine Alternative zur Bahn."

So ein Mail habe ich noch nie von einer Schule/Veranstalter*in bekommen.

Hier ein paar Bilder von diesem Tag. Und davon, was mich wieder landen ließ.

 

Freitag, der 14.6.23 (Osten)

Im "Osten". Ein alter weißer Mann spricht mich am Kaffeeautomat mit einem großen Lächeln auf Englisch an. Ich auf „Wisperfüßen“ zurück ins Zimmer, das Refugium, eine Tasse Kaffee in der Hand, Morgenseiten. Da ist die Welt, wie sie mir gefällt. eine Schnecke/ namens Yom /schleimt beharrlich /ins Gedicht //dies heißt Tag /Gesicht und Telefon /mehr weiß die Schnecke /diesmal nicht


Samstag, der 15.6.24 (Preis)

Tagung in Wittenberg. Geliebte Kolleg*innen treffen. Und dann ein Preis. Verblüffend und unerwartet bekomme ich den Friedrich-Bödecker-Preis 2024 für herausragende Leistungen im Bereich der Kinderliteratur. Meinen Einsatz für Kinder und Demokratie erwähnt Heike Funcke in ihrer maßlos schönen Laudatio. Sprachlos erfreut. Denke: Wie besonders schön ist die Anerkennung in diesen grausligen Zeiten.

Sonntag, der 16.6.24 (Koffer)

Stolze und herzliche Tage in Wittenberg gehen zu Ende und werfen „Licht in die sich verdickende Dunkelheit“. (Wortleihe bei Chantal-Fleur Sandjon). Ein warmherziger, inspirierender und berührender Austausch mit beeindruckenden Kolleg*innen. Mein Koffer ist schwer und leicht zugleich von den Funden der letzten Stunden. Freudefunkeln über den Preis und die Mitfreude. Vorrat für einen Sommer mit vielerorts winterkalten Herzen.

 

Montagsgedicht 17.6.24 (ungewiss)

TAG-ORT

milchglasblau

Blick in ungewisse

Alphabeete

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