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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

AutorenbildAndrea Karimé

"Ich nenne es Zuversicht" - tagebuchstaben 21

Notate, Gedanken, Zuversicht und Kuschvögel meiner Woche.

Extrakte aus dem Tagebuch. Angestoßen und begleitet von starken herzvollen Worten von Olaide Franke, Mahmoud Darwish und Ahmad El Saadi, von Nachtbeeren und dem Lied der vergessenen Taube.

ein rosa Vogel mit einer Träne
Illustration von Irem Kurt

Dienstag, der 7.5.24 (Schätze)

Auf meinem Geburtstagstisch liegen Schätze. Bücher, blühende Pflanzen, Kettchen und Notizhefte. Und „Kuschvogel“- Stempel in mehreren Größen. Mir wird jetzt erst, nach Lesereise und Geburtstag, bewusst, dass die ersten vier Monate 2024 rum sind und ich hauptsächlich an der Alle-Kinder-Bibel 2 gearbeitet habe. Das Konzept der Begleitgruppe, ihre Ziele und Sekundärtexte geben mir Grund zur Hoffnung in die Menschlichkeit.

„Ich nenne es Zuversicht“, sagt Olaide Frank. Ich nenne es Kuschvogel.


Mittwoch, der 8.5.2024 (Vernunft)

„Und es gibt Wege. Und den Weg des Bluts haben wir jahrelang probiert. Wir reden von der dritten und vierten Generation jetzt. Hat jemand einen den Weg der Vernunft und Menschlichkeit probiert? Hat keiner!“, Ahmad Al Saadi über die israelisch-palästinensischen Beziehungen. Große starke herzvolle Statements der Betroffenen. Ich muss heulen, denke an den kleinen Jungen auf Instagram, der sich in Gaza so sehr freut, dass endlich der Krieg beendet ist, und dann geht er doch weiter. Lasst Euch belehren. Und berühren. Hört sein Gespräch mit Shai Hoffmann, der ja ebenfalls betroffen ist. Ich möchte mit niemandem mehr über dieses Thema reden müssen, der diesen Podcast immer noch nicht kennt. Der nicht die israelische Friedensbewegung kennt, der nicht die „Salam und Schalom“ in Stuttgart kennt.

 

Donnerstag, der 9.5.2024 (Taube)

„As you prepare your breakfast, think of others/ (do not forget the pigeons food)// As you conduct your wars, think of others / (Do not forget those who seek peace)// …" schreibt Mahmoud Darwish. Stimmt, ich werde vergessen von denen, die Krieg führen. Alle, die Frieden suchen, werden vergessen von denen, die Kriege führen. Und ich vergesse die Taube meistens.

 

Freitag, der 10.5.2024 (فراولة)

Als ich gestern das Nachtfenster öffne, fällt mir ein Wort ein. Faraula. Also es fällt. In meinen Fokus. Mir ein. Und klingt. Es ist, als sagte es sich selbst auf. Wie ein Gedicht. Und mir. Als ermahnte es mich: Mach was mit mir, Faraula. Ich weiß, dass ich das Wort kenne. Es ist Arabisch, ich überlege einen kurzen Moment, und dann bin ich mir sicher, zu erinnern, was es bedeutet. Frau Aula/ Faraula/ Erdbeer/ dem Gaul. Und ich denke, wenn das Fenster eine Schranktür wäre, was holte ich aus dem Nachtschrank oder was legte ich hinein? Sorgen. Nachtbeeren. Oder ein Wort: Faraula. Oder zwei: Faraula, Paraula. Ah, Paraula ist Katalanisch und bedeutet "Wort" nicht Paula. Zufall? Zufall und Wortbeere. Wer mich kennt, ahnt bereits, was Faraula heißt; wer's genau wissen will, kopiere فراولة in die Übersetzungsmaschine.

 

Samstag, der 11.5.2024 (Liebe)

„Wir lieben uns, so gut wir können!“, sagt Julia Faure in „J’ai 2 amours“, einem Film von Clément Michel, und das geht mir ans Herz. Ich denke an Paulus und die Liebe, die alles kann, die „ein Müh-Wort und ein Blüh-Wort ist“, so VIELLEICHT wird’s in der neuen Alle-Kinder-Bibel stehen. Julia Faure spielt überzeugend größtes Herz, planetarische Liebe in diesem Film und rührt zu Tränen. Was wissen wir schon davon, wozu Liebe noch in der Lage ist?

(Ich füge das Wort "Kuschvogel" dem Rechtschreibbuch des Computers hinzu und lese, dass es aus Darwish "Darwin" machen will. Auch hinzugefügt.)

 

Sonntag, der 12.5.24 (Sprachen)

Alle-Kinder-Bibel News: Auflage 6. UND: IKKE hab die erste Fassung fertüsch. Weggeschickt zum diskriminierungssensiblen Lektorat. Wenn die das fertig haben, geht’s an mich zurück und an Anna Lisicki-Hehn, die die Zeichnungen macht. Was ich jetzt auch langsam anfange, ist die Sprachenliste. Jede Geschichte hat wieder ein Kernwort. Dieses übersetze ich in drei Sprachen. Diese Wörter landen dann in den Illus, z.B. um Mehrsprachigkeit in Deutschland zu normalisieren. Da ich so einige Sprachen im kleinen Reise-Gepäck, mach ich einen Teil selbst. Für den großen Teil kriege ich tollsten Support aus der Instacommunity. Ich freue mich so sehr, dass diesmal noch mehr Sprachen von den Kontinenten Afrika und Asien dabei sind. Ich suche noch: Kurmancî, Tschechisch, Ukrainisch, Hebräisch, Kroatisch, Rumänisch, Farsi/Dari und Armenisch. Meldet Euch bitte, wenn ihr mitmachen wollt. 1 Buch und Namensnennung garantiert.

 

Montag, der 13.5.24 (Montagsgedicht)

Frühling friert

Elster trägt

meinen Pullover

wenig war wahr

in diesem Jahr

34 Ansichten2 Kommentare

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2 Yorum


Andrea Karimé
Andrea Karimé
13 May

Ja der Film ist/ grenzüberschreitend. Und Frau Faraula: Ein Gedicht. Funkelgrüße fürs treue Lesen 💖

Beğen

Katrin Wetzel
Katrin Wetzel
13 May

Liebe Andrea, danke.

Für deine Worte. Für Faraula, die Liebe, den Filmtipp, die Zuversicht, die Taube. „Wir lieben uns, so gut wir können!“ 🤍

Beğen
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