Eine Ziege steht vor meinem Computer und will in den Text. Ich habe gelbe Augen, ist ihr Angebot. Ich kapituliere überrascht. Und gewähre der Ziege Eintritt. Weil ich wissen will, was die Ziege aus der Geschichte macht. Ich lasse Lettern munkeln. Weiter geht’s.
(Ihr seht übrigens auf dem Foto von Anna-Lisa Konrad oben den
Ara-Bisch (Ara-Bird) von Raffaela Schöbitz aus Planetenspatzen, der Kuschvogel Himmi von Renate Habinger aus Minu und der Geheimnismann).
Das also motiviert mich. Der magische Schriftdschungel, in den es mich hineinzieht, das Schreiben, in dem ich Abenteuer und Wunder erlebe. Die zutiefst beglückende Schönheit der Poesie, die sich immer wieder auftut, wenn ein toller Name gefunden (Baran heißt Regen) ein neues Wort geklöppelt (Lächelmantel) ein Satz, der aufleuchtet. ("Gegenüber steht ein graues Haus mit Bart.")
„Die Grammatik einer Sprache, die es noch nicht gibt“, entdecken. (Christoph Leisten)
Sprache, dieses wundersame Wandelgeschöpf.
Mich motivieren Buchstabengarne in Heften und Stiften. Biogra-Fische. Glimmender Zimt im Wasser. Der Blick an das Graubeet des Himmels geheftet. Ach Beet immer Haus بيت .
Vielleicht ist es aber auch die Liebe zu den Held*innen wie etwa ganz aktuell Minu, die das „Haus mit Bart entdeckt“ und so sehr an ihre Kräfte glaubt, etwa das Gras wachsen zu hören, auch wenn sie Papa nicht versteht, also so fest an sich glaubt, dass Minu sich nicht wundert, als sie einen alten Mann trifft, der auch das Gras wachsen hört. Vielleicht ist das die Motivation.
Natürlich motivieren mich auch die Kinder, die ich auf Lesungen treffe und durch meine Geschichten und Sprache/n fessle, die ihre Gedanken und Sprache/n in meinen poetischen Kosmos einfädeln und ihn erweitern, die Kinder die mich so berühren. Das ist schon ein Wahnsinn. Ein Grund zu ewig erquickender Dankbarkeit.
Sehr motivierend ist auch, Kids of Color bei Lesungen zu treffen, mehrsprachige Kids, Kids des "arabischen oder irgendwie anders markierten Raums". Sie merken auf einmal, dass Geschichten wie ihre zählen, erzählt werden, also Kinderbuch werden können. Merken sich hoffentlich, dass sie auch mit einem „ausländischen“ Namen etwa und einer "anders" interpretierten "Herkunft" Autor*in werden können. Die Aufregung und Freude ist jedes Mal groß. Auf beiden Seiten.
„Bist du eine Arabe? Sprichst du alle Sprachen? Weißt du, was faleminderit heißt? Ich glaube, du bist selbst ein Wort.“
(Geld ist es jedenfalls nicht. Schließlich bin ich Kinderbuchautorin. Und Dichterin. Die Vorschüsse sind bescheiden. Entweder du ordnest dich den allgemeinen Erzählnormen für Kinder unter, oder du hast Glück, das gibt’s ja auch, dass gute Autor*innen ohne Lesungen gut verdienen, ist aber selten. Bei mir ist es so: Ich war Lehrerin, und damals musste ich viel machen was mir gegen den Strich ging. Das möchte ich beim Kinderbuchschreiben nicht. Ich schreibe wie ich möchte. Und da ich immer noch genug Menschen, große wie kleine, davon überzeugen kann, mach ich es so weiter. Glücklicherweise werden meine Bücher immer wieder ausgezeichnet oder nominiert oder mit Stipendien bedacht. Juchuuuuu! Wer das Kinderbuchschreiben wirtschaftlicher angehen will studiert natürlich Trends und Erzählgesetze und und und. Das ist eine Möglichkeit! Völlig ok, aber eben nicht mein Weg.)
Ganz sicher sind‘s auch Kuschvogel, Planetenspatzen und Ara-Bisch (Ara-Bird), die mich motivieren mit ihrem Geschichtensing.
DANKE:
Fotos SW: Anna-Lisa Konrad
Illustrationen aus "Minu und der Geheimnismann" : Renate Habinger @ Edition Nilpferd
Illustrationen aus "Planetenspatzen" Raffaela Schöbitz @ Picus Verlag
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