Tagebuchstaben 8
jeden tag ein notat. (auch das hilft durch fiesezeit.)
jeden morgen schreibe ich morgenseiten und daraus filtere ich ein notat. gedanken des tages. momente des tages. mein writerslife und der hallraum, in dem es schwirrt. manchmal mit wörtern aus meinem manteltaschenbuch. manchmal mit wörtern von anderen, die ich gerade lese. manchmal nur aus den seiten des morgens.
Dienstag, 13. Februar 2024 (Badeschaum)
Struktur ist alles in challenging Zeiten. Was aber sind meine Strukturen? In Zeiten des Schreibens und des Rückzugs.
Immer zur selben Zeit aufstehen, obwohl ich keine äußere Verpflichtung dazu habe, Yoga (das muss wegen bewegungsloser Arbeit, Rücken ect, kurz, sehr kurz, aber regelmäßig), dann Morgenseiten, tagebuchstaben, Instagram (zeitlich begrenzt, sonst Badeschaumkopf). Dann Arbeiten bis mittags. Und nachmittags Laufen, Flöten, dann wieder arbeiten und zwar Büro. Ok wenn es mal nicht so läuft, verzeih ich's mir. Aber wenn es läuft, bringt es Sicherheit und Erde. Und meistens läufts. Im März tröpfeln die ersten Lesungen zu mir. Dann bin ich wieder out. (Menschen sehen? Klar. Einladen zu mir zum essen, Spaziergänge, Chor, Fitnesstudio, Lesungen besuchen usw) Alles nach der Arbeit ... Heute Abend ist was besonderes: Immisitzung. Mit Perücke.
Mittwoch, der 14. Februar 2024 (Haut)
% Vorschauen durchwühlt. Dann keine Lust mehr. Alles weiße Geschichten. Eine Neuentdeckung gibt es aber: Rabia Dogan. Autorin aus Berlin. Liebesromane für Jugendliche mit Held*innen of Color und Held*innen mit internationaler Biografie und vielschichtigen Erfahrungen. Heut ist der Tag der Liebe. Ach, wenn sie nur durch alle Haut diffundierte.
Donnerstag, der 15.2.2024 (Kiste)
„I know your are smart snd I know that you think/ You ar doing what is best for me./ But if freedom is handled just your way/ Then it’s not my freedom or free.”
Das Buch “The big Box” (Die Kinderkiste) von Toni Morrison stellt die große Frage nach der Freiheit indem es die Geschichte von drei unfreien Kindern erzählt. Sie singen und klingen, lärmen krachen und lachen, tanzen und rasen, stören und machen „alles verkehrt“. Aus der Sicht der Erwachsenen können sie nicht mit Freiheit umgehen und werden in eine Box gesperrt. Ein verstörendes -in rhythmischen liedhaften Versen geschriebenes- Buch. Aber auch ein sehr kluges Buch, an dessen Ende die Befreiung aus der Box steht. Die geöffnete Kinderkiste ist ebenfalls ein Raum für Fantasie Denken Fragen der Kinder. Toni Morrison schrieb es mit Gedanken und Ideen ihres Sohnes Slade.
Ich liebe das Buch, weil es eine Zumutung ist. Es mutet Kindern sehr viel zu, es traut ihnen sehr viel Kühnheit zu, davon ausgehend, dass es gerade die großen Fragen - Liebe Tod Freiheit- sind, für die sich Kinder interessieren und auf die sie die vielfältigsten Antworten haben.
Kauft Euch das Buch gebraucht, (es wird nicht mehr aufgelegt) lest es mit Euren Kindern oder Schüler*innen und lasst Euch überraschen, was sie sagen und fragen werden. Lasst sie auf den Seiten oder in der Fantasie selbst Antworten finden. Erwartet das Unerwartete.
Lest „Kinderkiste“ von Toni Morrison (mit Slade Morrison) dieser großartigen, klugen, stolzen Grande Dame der Literatur auch auf Englisch. Nicht nur zum #blackhistorymonth #blackstorymonth
Mehr lesen und schauen: The Big Box: Toni Morrison’s Darkly Philosophical Children’s Book, a Collaboration with Her Son – The Marginalian
Freitag, der 16.2.2024 (kühn)
Fußnötchen zu meinem Beitrag gestern:
„Zumutung ist eine Ableitung von Mut, was Kühnheit oder Unerschrockenheit bedeutet. Mut stammt vom althochdeutschen muot ‘Kraft des Denkens, Seele, Herz, Gemütszustand, Gesinnung, Gefühl, Absicht, aber auch ‘Zorn, aufgeregter Sinn’. Im Grimmschen Wörterbuch wird zumuten folgenderweise erklärt: ‘unbilligerweise etw. von jmdm. verlangen’.
Unbilligerweise meint unangemessen. Doch wer entscheidet, was unangemessen ist, oder nicht? Welchen Mut, welche Kraft des Denkens Kinder haben oder nicht?“ (Aus: „Zumutungen, Zitterfische, Zauberdinge – Zumutungen in der Kinderliteratur“ in „Andrea Karimé“. „Wörter, Wörter, Himmelörter“ Konkursbuchverlag 2024)
Samstag, der 17.2.2024 (Schalmei)
Ich öffne das Fenster. Orchesterklang in der Morgenstadtkommode. Papageige, Amselflöte und Schalmei(se, Bass-T(a)uba und Tropfenperkussion. Resonanzraum Hinterhof. Dankbar über eine urbane Wohnung mit Ruhezimmer.
Sonntag, der 18.2.2024 (Kinderbuch)
Kommt denn bald mal ein neues Kinderbuch von dir? Werde ich oft gefragt. Nö! In diesem Jahr gibt nichts Neues. Nächstes Jahr wieder!
Bis dahin sind meine Titel aber allesamt noch wichtig und lesenswert. Nicht nur in punkto radikale Vielfalt.
Kinderbuchautor*innen müssen dauernd produzieren, damit sie im Gespräch bleiben. Jedes Jahr 1 mindestens. Und wenn nicht, bald vergessen?
Mal ehrlich kennt ihr denn schon alle Kinderbücher? Die sind nicht abgelaufen. Kein Schimmel dran. Und auch noch nicht veraltet! Viele von ihnen sind daueraktuell, leider! Deshalb hier meine kleine Ausstellung.
Genaueres unter https://andreakarime.de/126-Kinderbuecher
Montag, der 19.Februar 2024 #montagsgedicht (neun)
VERSE NAMEN/S NEUN
Gökhan Gültekin
Sedat Gürbüz
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kurtović
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
Kaloyan Velkov
Opfer des rassistischen Mordanschlags in Hanau vom 19.2.2020.
Comentarios